„Der Jungfrau-Marathon ist meines Wissens mit Zermatt der international bestbesetzte Bergmarathon in Europa. Eine gute Chance sich dort zu messen. Die Rangfolge ist vielleicht sogar mit einer Berg-WM vergleichbar. Ohne spezifische Vorbereitung braucht man hier nicht antreten. Es ist ein Höhepunkt meiner Saison 2017 – neben Frühjahrs- und Herbstmarathon, der Deutschen Berglaufmeisterschaft und der 100km DM.
Ich musste mich wegen der Strecke über Videos, Höhenprofil und Bildern vorbereiten. Wenn ich die Strecke gekannt hätte, hätte ich eventuell mehr riskieren können. So habe ich mich für einen defensiven Beginn entschieden.
Ohne spezifische Vorbereitung braucht man hier nicht antreten – wie gesagt. So mitten in der Saison musste ich natürlich nicht von Null anfangen. Berglaufspezifische Impulse konnte ich während eines 12-tägigigen Trainingslagers in St. Moritz setzen. Hohe Kilometerumfänge trugen in den letzten Wochen ebenfalls zur Vorbereitung bei. Allerdings musste ich auch alles auf eine Karte setzten und konnte die deutschen 10-Kilometermeisterschaften nur als Tempodauerlauf einbauen.
Auf jeden Fall wollte ich eine Zeit unter 3:10 h laufen. Ich traute mir auch eine Platzierung unter den Top 5 zu. Zum 25-jährigen Jubiläum haben die Organisatoren ein klasse Läuferfeld zusammengestellt. Mit 2 Siegern der letzten 2 Jahre – doch keiner hat gewonnen.
Die ersten flachen 10km bis Wilderswill „rollte“ ich mich in schlappen 35 Minuten in einer dreiköpfigen Gruppe ein. Ich befand mich auf Platz 11. Auf dem leichten Talanstieg nach Lauterbrunnen lief ich vorne weg und hielt das Tempo hoch. Gefürchtet ist die „Wand“ von Lauterburnnen nach Wengen. Ich fand gut ´rein in meinen Berglaufrhythmus. Aber ich wusste, der Weg zum Ziel ist noch lang! Ich arbeitete mich von Platz 11 auf Platz 6 vor und zog unter anderem an dem Sieger von 2015 Mustafa Shaban vorbei. Ab KM 38 geht es steil bis KM 41 die Moräne hinauf. In diesem Abschnitt lief ich die drittschnellste Zeit des gesamten Feldes! Nur der Sieger Cardona und zweiter Robbie Simpson waren schneller. In diesem Abschnitt konnte ich beweisen, dass ich gut im steilen, technischen Gelände zurechtkomme…und die Power war auch noch halbwegs dar.
10 Grad am Start in Interlaken auf 550m und ca. 7 Grad auf der Kleinen Scheidegg auf 2250m. Nach der Hälfte begann es zu regnen.
Fazit: Geiles Rennen, geile Stimmung - trotz miesen Wetters. Ich komme gerne wieder! Mit nun besseren Streckenkenntnissen traue ich mir 2018 sogar noch mehr zu!“