Über Umwege zum Trailwettkampf in die Sierra Nevada
Natürlich haben Sportler alle den Wunsch unsere Sportsaison ohne Einschränkungen planen zu können. Die Hoffnung war groß, dass das 2021 auch gelingen würde. Die aktuelle Pandemielage verspricht in Deutschland allerdings was anderes.
Es war unser Teammanager (Asics) Laurent Ardito, der mich zum Trailrennen „Ultra Sierra Nevada“ in Spanien ermutigte. Die Pandemielage in Spanien ist eigentlich nicht besser. Auch hier gibt es bisher kaum Laufveranstaltungen. Doch die Organisatoren waren voller Tatendrang und konnten mit einem guten Hygienekonzept überzeugen.
Nach einem guten Wintertraining, geprägt von hohen Umfängen bis zu 200 Kilometer pro Woche, fokussierte ich mich sechs Wochen lang auf mein Rennen in der Sierra Nevada. Da in den Alpen noch zu viel Schnee lag, erlief ich mir die Höhenmeter in meiner Heimat am Bodensee. Die Vulkane des Hegaus waren mein beliebtes Trainingsrevier, um einmal pro Woche 1500 bis 2000 Höhenmeter zu erklimmen.
Nach einer guten Vorbereitung konnte ich somit am zu meinem ersten Trailwettkampf nach Spanien fliegen. Neben der Marathondistanz, wurde ein Halbmarathon, ein Trail über 60 KM und ein Ultratrail über 97 KM angeboten.
Im Marathon waren 2.700 Höhenmeter bergauf und 1.400 Höhenmeter bergab zu überwinden. Kurz nach dem Start setzte ich mich mit dem Spanier Ricardo Cherta Ballester und dem Franzosen ? ab. Erst mal „nur mitlaufen“ war meine Taktik. Das Tempo war sehr zügig, aber ich konnte mich gut behaupten in der Dreiergruppe. Nach den ersten 800 Höhenmeter bergauf ging es auch direkt 800 Höhenmeter über viele technische Passagen steil bergab. Im zweiten Anstieg begann dann das Kräftemessen, jeder setzte sich mal ein paar Meter nach vorne ab. Bei Kilometer 17 musste der Franzose ? allerdings abreißen lassen. Ich blieb an Ricardo dran, der mir zwischenzeitlich in einem steilen Downhill ein paar Meter abnahm. Ab Kilometer 20 begann eine extrem steile Passage. Ich blieb immer an Ricardos Fersen. Auf den letzten 100 Höhenmetern des Anstiegs lief er allerdings 40 Sekunden Vorsprung auf mich heraus. Ich ließ mich nicht beunruhigen, denn eine Attacke bei Kilometer 25 von 40 ist einfach zu früh. Es folgten fünf zähe Kilometer mit gleichmäßiger Steigung über eine Straße. Ricardo sah ich stets vor mir. Meter für Meter arbeitete ich mich an ihn heran und zögerte dann auch nicht ihn zu überholen und für mich einen passablen Vorsprung heraus zu laufen. Besonders auf den letzten fünf Kilometern, wo es wieder auf einen welligen Trail ging, vergrößerte sich mein Vorsprung. Bei Kilometer 37 verlief die Strecke durch den Zielort Pradollano. Doch die Ziellinie durfte ich noch nicht überqueren. Die Strecke ging noch einen steilen Skihang durch den Schnee hinauf und schließlich über die Skipiste bergab ins Ziel. Nach 3:23:17 Stunden war es geschafft- Sieg und Streckenrekord (früher: 3:52 Stunden).
Nun hoffe ich, dass man 2021 trotz der schwierigen Situation den Leistungs- und Breitensport nicht im Stich lässt und sich die Saisonplanung mehr oder weniger umsetzen lässt.
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