Mit dem Ziel, einen Platz unter den besten zwanzig Läufern auf der Langstrecke über 78km und 4.800 Höhenmetern zu erreichen, startete Benedikt Hoffmann bei den Weltmeisterschaften im Berg- und Traillauf in Chiang Mai. Sein Plan ging auf: Unter schwül-heißen Bedingungen gelang es dem Athleten des IMMOVATION-Laufteams „The Running Pack“ einen hervorragenden 18. Platz zu erringen.
Am vergangenen Wochenende, vom 3. bis 6. November 2022 fanden die ersten gemeinsamen Weltmeisterschaften im Berg- und Traillauf in Chiang Mai in Thailand statt. Chiang Mai, eine Stadt mit weit über 1.700.000 Einwohnern, liegt 700 km nördlich von Bangkok an den Ufern des Ping-Flusses.
Die Stadt wird oft auch die “Rose des Nordens” genannt. Da sie von einer traumhaften Landschaft, beeindruckenden Bergen und alten Tempeln umgeben ist, ist sie der größte Touristenort im Norden Thailands. Ihr Ruf als perfekte Region für “Sportveranstaltungen unter freiem Himmel” macht Chiang Mai darüber hinaus zum optimalen Ort für die Ausrichtung der ersten gemeinsamen Berg- und Trail Mehrkampf-Weltmeisterschaften. |
Neben Benedikt Hoffmann waren mehr als 900 Top-Athleten aus 46 Mitgliedsverbänden bei der WM am Start. Auf dem Programm standen 80- und 40-km-Trail-Rennen sowie Bergläufe für Senioren und klassische Berg- und Talrennen für Senioren und U20-Athleten.
Die Veranstaltung steht unter der gemeinsamen Schirmherrschaft von “World Athletics”, der “World Mountain Running Association”, der “International Trail Running Association” und der “International Association of Ultrarunners”. Die Wettkämpfe begannen am Freitag zunächst mit den Bergläufen, bevor am Samstag die langen (80 km) und kurzen (40 km) Trailläufe und am Sonntag die klassischen Bergläufe stattfanden.
Kleines, aber feines deutsches Team
Die Veranstaltung sollte eigentlich bereits vor zwei Jahren stattfinden, musste aber wegen der Pandemie mehrfach verschoben werden. Im September wurde Benedikt Hoffmann offiziell vom Deutschen Leichtathletik-Verband nominiert. Es war nicht Hoffmanns erster Start für das Deutsche Team bei einer Berglauf-Weltmeisterschaft. Schon 2019 startete er im deutschen Trikot in Argentinien. Damals erreichte er mit dem DLV-Team auf Rang acht und gegen stärkste Konkurrenz in der Einzelwertung auf Platz 21.
Für die WM in Chiang Mai waren ursprünglich neben Benedikt Hoffmann, Hannes Namberger, Rosanna Buchauer und Hanna Gröber nominiert. Doch leider konnte der Medaillenkandidat Hannes Namberger aus persönlichen Gründen nicht an den Start gehen. An den Teamwertungen, wie noch in Argentinien, nahmen die deutschen Athlet:innen diesmal nicht teil. Benedikt Hoffmann startete daher nur im Einzel bei dem Traillauf über rund 80 km Strecke mit ca. 5.000 m Höhenmetern.
Benedikt Hoffmann in Chiang Mai – der Kampf mit dem Klima
Am 29. Oktober – eine Woche vor seinem Start – erreichte Benedikt Hoffmann den Austragungsort der WM, die Millionen-Stadt Chiang Mai. Bei der Vorbereitung vor Ort standen neben der Akklimatisierung, der Überwindung des Jetlags und der Gewöhnung an das Essen natürlich auch die intensive Auseinandersetzung mit der Strecke im Vordergrund.
Aber auch für die ein oder andere “Sightseeing-Tour” blieb Zeit, an der “Bene” auch seine Instagram-Fans mit ein paar “Storys” teilhaben ließ. Auf dem Bild links wurde er von seinem belgischen Läufer Maximilien Drion auf Instagram festgehalten, mit dem Kommentar: “Spicy food? He gets used to the heat.”(Scharfes Essen? Er gewöhnt sich an die Schärfe/Hitze.)
Gewöhnungsbedürftig sind auch die klimatischen Bedingungen: Während man sich in unseren Breitengraden langsam mit dem Gedanken vertraut machen muss, dass der Winter vor der Tür steht, hatten die Athlet:innen in Chiang Mai mit der Kombination aus Höchsttemperaturen um die 30 Grad und hoher Luftfeuchtigkeit zu kämpfen. Die “gefühlten Temperaturen” dürften demnach noch höher gelegen haben.
Benedikt Hoffmann trainiert mit Heizlüfter – „Das war schon ziemlich heavy“
Die “Long Trail Chempionships [80K]” starteten am 5. November morgens um 6.30 Uhr. Start und Ziel war das “Chiang Mai International Exhibition & Convention Center (CMECC)”, das in den Außenbezirken von Chiang Mai liegt. Der größte Teil des Rennens fand jedoch im “Doi Suthep-Pui National Park” statt. Die Gesamtstrecke betrug 78 km mit einer Höhendifferenz von 4.807 m. 24,7 km waren von den Veranstaltern als “Off-Road” ausgezeichnet. 27,1 km als “Climb” (Aufstieg) und weitere 33 km als “Descent” (Abstieg). Insgesamt gab es acht Versorgungspunkte.
Mit einem fast-live-Bericht von seinem Lauf in Thailand lässt uns Benedikt Hoffmann an seinem Lauf bei der Weltmeisterschaft nachträglich „mitfiebern“:
„30 Grad und über 60 Prozent Luftfeuchtigkeit. Solche Bedingungen ist man als Mitteleuropäer nicht gewöhnt. Im Vorfeld versuchte ich ein Hitzetraining zu machen, indem ich mein Rad-Ergometer samt Heizlüfter in ein Zelt stellte. Angereist bin ich eine Woche vor dem Wettkampf, um noch einige intensive Trainingseinheiten unter diesen Bedingungen zu machen.
Meine gewählte WM-Distanz war der Long Trail über 78 KM. Der Startschuss fiel an einem Messegelände, wir liefen auf einer breiten Straßen ca. 1,5 KM zum Fuß des angrenzenden Gebirges. Ich hielt mich zurück, lief gemächlich in den Anstieg hinein und sortierte mich in das Feld ein.
1.000 Höhenmeter auf 9,5 Kilometer waren es bis zum ersten Verpflegungsposten. Ich arbeitete mich etwas nach vorne im Feld, ohne meine Körner zu verschießen. Nach der Verpflegung ging es noch einmal 300 Höhenmeter weiter hoch auf 1.600 Höhenmeter – dem Höchsten Punkt der Strecke.
Ein schwieriger Downhill folgte durch geröllliges Gelände. Nun folgten viele Kilometer mit einem ständigen auf und ab. Ich lief diese Passage mit dem Italiener Francesco Cucco. Unser Tempo war gleichmäßig. Es folgten drei weitere Berge mit ca. 500 Höhenmeter hoch und runter jeweils. Ca. alle 10 Kilometer folgte eine Wasserstelle, wo ich meinen völlig überhitzten Körper versuchte, runter zu kühlen. Trinken konnte man sowieso nicht genug.
Ein ungewohnter Gegner: Die hohe Luftfeuchtigkeit
Nicht die Temperatur von 30 Grad war das Problem – sondern die hohe Luftfeuchtigkeit. Bei einer achtstündigen Belastung stellen sich natürlich Fragen wie der Mineralienhaushalt und der Verdauungstrakt, damit zurechtkommt. In der Rennsituation kann man allerdings nur versuchen, die Signale des Körpers richtig zu interpretieren und entsprechend Wasser, Kohlenhydratgels und Salze nachzuführen. Die Hitze machte das Rennen zunehmend hart.
Bei KM 50 kamen wir noch einmal zum Verpflegungsposten mit unseren Betreuern. Ohne viel Zeit zu verlieren, versorgten sie mich. Auf 10 Kilometern ging es dann 1.000 Höhenmetern bergab, bevor ein steiler Anstieg mit 1.000 Höhenmeter auf nur 6,5 Kilometer folgte. Ich versuchte, meinen Rhythmus zu finden. Die Beine waren noch gut. Ich machte zwei Plätze gut.
Mit dem richtigen Rhythmus in die Top 20
Bei Kilometer 65 war die letzte Verpflegung. Die letzten Gels nahm ich auf. Nun folgte der letzte Downhill – allerdings mit einigen Gegenanstiegen. Ich brauchte etwas bis ich meinen Rhythmus fand, denn ich lief von nun an “auf der letzten Rille”. Mein Körper kämpfte gegen den Flüssigkeitsverlust. Die technischen Bergab-Passagen machten mir zunehmend zu schaffen.
Nach 8:07 Stunden erreichte ich das Ziel auf Platz 18. Top 20! Sicher war es nicht eine überragende Leistung von mir – aber es war eine starke kämpferische Leistung bei diesen subtropischen Bedingungen. Für mich sind solche Klimabedingungen völlig ungewohnt – daher bin ich stolz, die “Hitzeschlacht” gemeistert zu haben.
Sponsorin IMMOVATION AG ist beeindruckt
Lars Bergmann, Vorstand der Sponsorin IMMOVATION AG, zeigte sich von der Leistung Benedikt Hoffmanns beeindruckt: „Bei dieser Weltmeisterschaft hat sich einmal mehr gezeigt, dass Benedikt ein sehr erfahrener Läufer ist. Um unter solchen ungewohnten und extremen Klima-Bedingungen über fast 80 Kilometer in die Top 20 zu laufen, muss man nicht nur ein Spitzen-Athlet sein, sondern auch seine Leistungsfähigkeit gut einschätzen und einteilen können. Das ist eine großartige Gesamtleistung, vor der ich großen Respekt habe. Ich bin schon jetzt gespannt, welche Platzierung für Benedikt bei der nächsten Ausgabe der World Mountain and Trail Running Championships möglich sein wird. Die findet 2023 in Österreich statt. Das bedeutet, in für Europäer gewohnten Klimabedingungen…“
Läuferinnen aus Deutschland feiern Erfolge
Für die beiden Athletinnen aus dem Team Deutschland “lief” es bei dieser WM richtig gut. Hanna Gröber (LAV Stadtwerke Tübingen) war sogar gleich zweimal im Einsatz: Am ersten WM-Tag – ihrem 26. Geburtstag – feierte sie mit Platz zehn im Berglauf ihren ersten Erfolg. Auf der 8,5 Kilometer langen Strecke über 1.021 Höhenmeter lief sie nach 59:27 Minuten über die Ziellinie. Am Sonntagmorgen errang sie über 10,7 Kilometer mit 475 Metern bergauf und 443 Metern bergab einen bemerkenswerten siebten Platz. In 50:49 Minuten hatte sie etwa viereinhalb Minuten Rückstand auf Siegerin Rebecca Cheptegei (Uganda; 46:25 min) und war damit viertbeste Europäerin.
Rosanna Buchauer (TSV Ruhpolding) stellte sich – ebenso wie Benedikt Hoffmann – der Langstecke über 78 km. Sie schaffte es mit einer Zeit von 8:50:45 Stunden nicht nur in die Top Ten, sondern mit lediglich 40 Sekunden Rückstand auf Platz vier sogar bis auf den fünften Platz.
Weiterführende Links
Wer noch mehr über das Event mit Benedikt Hoffmann wissen will, kann die Homepage der Veranstaltung besuchen, aber natürlich auch die einschlägigen Social-Media-Kanäle:
wmtrc2021thailand.com
facebook.com/WMTRC2021Thailand
instagram.com/wmtrc2021thailand
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