Die Traillaufsaison in Europa ist in vollem Gange. Natürlich wollte auch ich ein Rennen der UTMB-Serie im Frühjahr bestreiten. Der UTMB Alsace ist lediglich zweieinhalb Fahrtstunden von meiner Haustür entfernt. Daher war ich bereits über die Ostertage vor Ort, um die Strecke abzulaufen. Bereits damals wurde mir klar: Die 50-Kilometer mit 1990 Höhenmetern haben alles zu bieten, was ein guter Traillauf benötigt. Auch wenn es kein alpines Gelände ist, sind sehr steile Uphills und Downhills enthalten auf steinigen, wurzligen Trails. Viele Passagen sind aber auch nicht allzu schwierig und mit hohem Tempo laufbar. Es ist eine schnelle Strecke.
Meine Vorbereitung der letzten Wochen richtete ich allerdings nicht ausschließlich auf den UTMB Alsace aus. Da die Traillauf-Europameisterschaften nur zwei Wochen später folgen, hatten die EM-Vorbereitung Priorität, denn die EM-Strecke ist länger (58 KM/5.300 HM) und schwieriger. Tempo, Ausdauer und steile Downhills hatten in meiner Vorbereitung daher Priorität.
Meine Erwartung beim UTMB Alsace war auf´s Treppchen zu laufen. Die Chancen standen gut, auch wenn einige starke Franzosen gemeldet waren. Am Vortag erfuhr ich bei einem Interview mit Eurosport, dass anscheinend zwei starke Kenianer an der Startlinie stehen würden. Okay, dann sind die Karten wohl ganz neu gemischt.
Wir starteten am Pfingstmontag um 7 Uhr im elsässischen Ort Baar. Die Strecke verlief über die Höhenzüge der Vogesen zum Nachbarort Obernai. Auch die beiden Kenianer standen an der Startlinie. Der erste Anstieg hatte 500 Höhenmeter. In einer fünfköpfigen Gruppe mit zwei Franzosen und den Kenianern „schraubte“ ich mich den Anstieg hoch. Die erste Verpflegungszone war mitten im folgenden Downhill. Da es insgesamt nur drei Verpflegungszonen gab, war mir klar, dass es unabdingbar ist, mindestens eine Flasche aufzufüllen. Meine Mitläufer liefen allerdings durch und ich hatte einen Rückstand von 30 Sekunden danach. Ich versuchte diese Lücke wieder zu schließen, doch es gelang mir nicht. Der Abstand wuchs sogar auf zwei Minuten an. Im folgenden Anstieg lief der Franzose Pierre Andre Anizan von hinten auf mich auf. Ich hängte mich an seinen Fersen. Wir schlossen gemeinsam die Lücke zu einem vor uns Laufenden Franzosen, der das hohe Tempo der Spitzengruppe nicht mehr halten konnte. Auch den folgenden Downhill und den steilen Anstieg zum Heidenkopf lief ich mit dem Franzosen Anizan. Der Abstand auf den in der Spitzengruppe laufenden Franzosen Anthony Felber reduzierte sich etwas, nicht aber zu den Kenianern Sammy Chelangat und Kipsang Cheboi. An der letzten Verpflegungszone bei Kilometer 42 lief Anthony Felber nur noch 100 Meter vor mir auf Platz 3. Nun war ein Podiumsplatz für mich greifbar. Als es in den nächsten Anstieg ging überholte ich ihn. Zügig baute ich meinen Vorsprung zu ihm aus. Sehr erstaunt war ich, als zwei Kilometer vor dem Ziel der Kenianer Cheboi vor mir auftauchte. Er schien Probleme zu haben. Jetzt ging es um Platz zwei. Ich mobilisierte alle meine Kräfte und überholte ihn am letzten Anstieg vor dem Ziel. Dann stürzte ich mich in den letzten kurzen Downhill nach Obernai. Kipsang Cheboi konnte nicht kontern. Nun wurde ich mit Platz zwei nach 3:43:20 Stunden belohnt. Der Sieg ging verdient an Sammy Chelengat in 3:33:31 Stunden. Er unterbot den Streckenrekord von 2023 um ganze 17 Minuten.
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